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Rollhofen

Es klingt wohl etwas vermessen, wenn wir an den Anfang unserer Ortschronik einen Ausflug in die Eiszeit stellen. Aber gerade hier in unserem Rollhofen sind die Spuren der Eiszeit heute noch gut zu erkennen. Der Juraschuttkegel, den die eiszeitliche Schnaittach östlich von Rollhofen aufgeschüttet hat, ist ein gewaltiges Werk unseres Heimatflusses. Links der alten Kersbacher Straße, die über diesen Schuttkegel führt, war sein Innerstes noch vor kurzem zugänglich. Im Bereich der alten Kiesgrube - heute im Besitz von J. Kraus -- fand man gerollte Gesteine und Versteinerungen aus allen Jurahorizonten: Sande, weiße und graue Kalksteine, braune Eisensandsteine, Bruchstücke von fingerförmigen Belemniten und schneckenähnliche Ammoniten. Für Sammler in früheren Zeiten war diese Rollhofer Kiesgrube ein geologisches El Dorado.

Leicht erklärbar ist die Entstehung des Rollhofer Schotterkegels, wenn man weiß, dass unterhalb unseres Dorfes der Kersbach in die Schnaittach mündet. Die Tragkraft der reißenden Schmelzwässer erlahmte in diesem Mündungsdreieck durch den Zusammenstoß der verschiedenen Strömungen. So schüttete die Schnaittach gebremst vom Kersbach -- diesen riesigen Schotterhügel auf. Gesteine und Versteinerungen lagen somit schichtungslos in einem bunten Durcheinander, leicht zu sammeln - aber schwer zu bestimmen. Eine weitere geologische Besonderheit Rollhofens geht noch weit vor die Eiszeit zurück. Das Profil durch das Schnaittachtal in Rollhofen zeigt uns diese Besonderheit auf.

Nach der Landwerdung des Jurameeres und dem späteren Abfließen des Kreidemeeres setzten große Phasen der Abtragung (durch Luft, Wind, Frost, Regen, Hitze) in unserer Heimat ein. Die größte Abtragungsarbeit wurde in der Tertierzeit geleistet. Neben feucht - heißem Klima mit schweren Regenfällen traten noch starke vulkanische Eruption und Erdkrustenbewegungen auf und führten - wie das Profil zeigt - zu Schichtungsstörungen oder Verwerfungen. Die Erde barst und das westlich der Schnaittach gelegene Gebiet wurde gehoben. Ursprünglich waagrecht liegende Juraschichten wurden verschoben, verworfen also.

Heute sieht man von dieser Verwerfung nicht mehr viel. Der sichere und noch etwas sichtbare Beweis der Verwerfung im Schnaittachtal ist die Tatsache, dass der Amaltheenton an der Kersbacher Straße auf der gleichen absoluten Höhe lagert wie drüben auf der Wolfshöhe der Gryphaeensandstein.
Nachdem unsere Heimat dann erdgeschichtlich zur Ruhe kam und nach der Eiszeit mildere Klimabedingungen einkehrten, begann auch das Schnaittachtal zu "leben". Zunächst war es nur die Pflanzenwelt, die unsere Heimat belegte, aber mit der Evolution des Menschen fasste auch dieser Fuß in unserem Flusstal. Mit Sicherheit viel früher als urkundliche Erwähnungen es bezeugen konnten, war unser Tal besiedelt.

Vor- und frühgeschichtliche Funde aus der Umgebung zeigen eine bunte Vielfalt an Bewohnern unserer engeren Heimat auf. Bereits in der Jungsteinzeit um das Jahr 2000 v. Chr. lebten Jäger in Speikern. Funde von Gefäßen und das berühmte Speikerner Reiterlein bezeugen dies. Funde unterhalb des Glatzensteins verweisen auf die Bronzezeit.

Die stärkste Besiedelung in der Vorgeschichte erfuhr unser Gebiet im 9. - 8.. Jahrhundert v. Chr., also in der sogenannten Hallstattzeit. Hügelgräber in der sogenannten "Beckerslohe" zwischen Kersbach und Oberkrumbach und auch in der Sandgrube bei Speikern geben mit ihren Funden wertvolle Aufschlüsse über die Kultur und die religiöse Vorstellungswelt der damaligen Bewohner.

Eine keltische Besiedelung lassen Gräber mit zahlreichen Keramikfunden ,in der Straße von Rollhofen nach Speikern erkennen. Alle Gräberfunde erbringen einen Beweis für die ununterbrochene Besiedelung dieser Gegend in vorgeschichtlicher Zeit. Die Funde lassen jedoch nicht auf die Art und Weise der ersten Besiedelung schließen. Es liegen keine Zeugnisse vor, ob es ein größerer Siederverband ,eine Sippe oder nur eine Familie allein war.

Für die nachfolgende Zeit bis zur Jahrtausendwende gibt es über unsere Heimat keinerlei Quellen. Die Kontinuität der vorgeschichtlichen Besiedelung lässt jedoch darauf schließen, dass auch in der geschichtsquellenfreien Zeit diese Gegend besiedelt war.

Zu Beginn der Besiedelung durch die germanischen Stämme war das Gebiet im Osten Nürnbergs gekennzeichnet durch riesige Wälder. Der Reichswald erstreckte sich bis zum Schnaittachtal hin und von Norden her reichte der Veldensteiner Forst bis nach Hormersdorf hinab. Durch den, zwischen diesen riesigen Forstgebieten liegenden, Landstrich verlief ein historischer Straßenzug. von Regensburg, dem Sitz des bayer. Herzogtums, kommend verlief diese Straßenzug nach Forchheim. In unserer Heimat berührte sie den Ort Hersbruck und nahm dann ihren weiteren Lauf über Kühnhofen, Oberkrumbach, Kersbach, Rollhofen, Wolfshöhe. Dass dieser, für heutige Erkenntnisse, eigenartige Verlauf über Berg und Tal zustande kam und nicht der relativ ebene Weg durch das Pegnitztal gewählt wurde, hat eine einfache Erklärung: Die Landschaft an der Pegnitz zwischen Hersbruck und Lauf war damals für die Anlage von Straßen nicht geeignet. Sie war zu sumpfig und morastig, da die Pegnitz in früheren Jahren, wie schon ihr damaliger Name "PAGANTZA" = Schlammfluss sagt, den Untergrund für die Anlage von Straßen ungeeignet machte. So kam es, dass unser Rollhofen zu einem Pünktchen an dieser wichtigen Altstraße wurde. Hier in Rollhofen wurde die Schnaittach über eine Furt passiert, die Straße nahm dann ihren weiteren Verlauf über die heutige Wolfshöhe nach Herpersdorf, Forth usw. bis nach Forchheim.

Der bald auftauchende Ortsname Rollhofen ist vermutlich auf den Personennamen Rollo zurückzuführen. Rollo war die damals gebräuchliche Verkleinerungsform von Rudhard, Rudolf, Rudlieb usw. Bedeutete als "zu den Höfen des Rollo". Ältere Überlieferungen weisen unterschiedliche Schreiweisen auf: 1330 "ze Rollenhofen", 1344 "ze Rollhofen", 1398 und 1399 "Rolhofcn". Die heutig mundartliche Form "Rollhuf" zeigt den Namen in der Einzahl wie auch bei Groß- oder Kleinbellhofen.

Erste urkundliche Erwähnung, wie oben schon angedeutet, findet Rollhofen am 29. Mai 1330. Ein Gut zu Rollhofen, das der in das Kloster Sankt Klara zu Nürnberg eingetretenen Gertrud Flasch (Tochter eines Nürnberger Bürgers) gehörte, sollte nach deren Tod dem Kloster zufallen. Dies ist dann nachweislich auch geschehen.

Dieser frühe Bezug zu Nürnberg darf aber nicht darüber hinwegtäuschen , dass das Nürnberger Patriziat in Rollhofen kaum Fuß fassen konnte. Nur ein Hof und ein Gütlein waren nachweislich in Patrizierhänden, der "Zwiefelbauer" zinste so bis ins 18. Jahrhundert nach Nürnberg.

Der überwiegende Teil des Dorfes gehörte aber der Grundherrschaft auf dem Rothenberg an, so dass die Geschichte des Rothenbergs mit der Geschichte unseres Dorfes eng verbunden war: Nachdem die Herren von Wildenstein ihre Burg auf dem "neuen" Rothenberg an Kaiser Karl IV., zugleich König von Böhmen, im Jahr 1360 verkauft hatten, werden in dessen Salbuch von 1366/68 auch die Güter Rollhofens aufgeführt. Es waren dies 3 Höfe, zwei Lehen, ein Seldengut und eine Mühle, also 7 Anwesen. Durch Teilung wurden daraus bis zum 18. Jahrhundert 12 Anwesen.

Ein einschneidendes Ereignis für Rollhofen war dann sicherlich die Veräußerung des Rothenbergs an die Ganerben im Jahre 1478. Damit kamen auch die "Güter" zu Rollhofen an diese Gemeinschaft von 44 fränkischen Rittern. Diese Ganerbschaft und ihre Verwaltung legte nun ihrerseits Salbücher an, die auch die Geschichte unseres Dorfes der Nachwelt übermitteln.

So finden wir dort über Rollhofen:

"Daselbst befindet sich ein Eisenhammer (heute Anwesen Grötsch), Mühl und ein Wirtshaus, darin Wein und Bier geschenkt, das der Wirt nicht außerhalb der Fraisch beziehen soll, sonst muss er Umgeld zahlen. Auch eine Pulvermühle ist dort, die dem Rothenberg zusteht und bei Bedarf alles Pulver dorthin liefert, als wenn sie Eigentum der Herrschaft wär. Innerhalb des Hofes, der mit einer Mauer aus Eisenschlacke ummauert ist, stehen noch 4 Häuser, in den 2 Goldschläger und ein Messingschlager wohnen. Dort ist auch eine Mahlmühle mit einem Gang und aller dazugehörigen Mühlgerechtigkeit." All das hier Beschriebene liegt links der Schnaittach. Der Ausdruck "am Hammer" gilt auch heute noch als Bezeichnung dieses Ortsteils.

Rechts des Baches liegen 9 Höfe, von denen der Schafhof wohl der bedeutendste war. Der Schafbauer hatte das Recht, überall in Wald und Wiesen hüten zu dürfen. Sein Hütrecht ging sogar bis in benachbarte Fluren.
Zu den wohlhabendsten Bewohnern der damaligen Zeit dürften in Rollhofen wohl aber auch die Mühlenbesitzer gezählt haben, die begünstigt durch das Gefälle der Schnaittach hier seßhaft wurden. Sie waren die "Fabrikdirektoren" der damaligen Zeit und ließen andere für sich arbeiten, nämlich ihre Mahlknechte und das Wasser.

Dennoch hatte Rollhofen, bedingt durch seine Zugehörigkeit zum Rothenberg, auch viel Not zu leiden. Die ständigen Händel der Rothenberger mit den Nürnbergern waren nur eine der Ursachen dafür. In seinem Roman "Die vom Rothenberg" gibt uns Fritz Reinert ein Bild dieser ständigen Reibereien. Der legendäre Burggraf Kunz Schott von Hellingen, bekannt ob seiner Grausamkeiten gegen die Nürnberger, spielt in dieser Erzählung die Hauptrolle. Eine nicht minder wichtige Rolle spielt dabei Rollhofen als Wohnort des Doppelspions "Zeidlerjockel".

Aber zurück zu der historischen Wahrheit. Not und Unglück brachten auch die Kriege der damaligen Zeit. Über die Zeit des sogenannten 2. Markgräflerkrieges 1552/53 heißt es:
"Rollhofen ist soweit nürnbergerisch gebrandschatzt um 32 Gulden". Im 30-jährigen Krieg "ist Rollhofen des mehreren Teils eingeäschert und dermalen mit etwa 5-6 geringen Haushaben besetzt" (1639). Zwei Jahre später heißt es dann über unser Dorf: "Darin befinden sich 1 nürnbergischer und 2 rothenbergische Bauern, aber kein kaiserlicher Soldat."

An diese Zeit erinnert noch heute ein vielfach vergessenes Naturdenkmal, der sogenannte Schwedenbaum, der an der Straße zwischen der Wolfshöhe und Neunkirchen stand.

1698 schließlich endete die Herrschaft der Ganerben auf dem Rothenberg. Sie verkauften ihren Besitz an Churbayern. Aber Not und Elend blieben damit von unserem Dorf noch nicht fern. 1744 wurde - wenn auch erfolglos - der Rothenberg von den Österreichern belagert und 1796 war unsere Gegend Durchzugsgebiet von französischen Revolutionstruppen. Das Umland zahlte seinen Tribut auch hier wieder.

Ruhigere Zeiten kehrten in Rollhofen erst wieder ein, als die strategische Bedeutung des inzwischen zur Festung ausgebauten Rothenbergs schwand und die Festung schließlich 1838 aufgelassen wurde.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat unser Dorf seinen rein bäuerlichen Charakter gewahrt. So zählte Rollhofen im Jahre 1832 51 Häuser mit 200 Einwohnern.

Mit der Gründung einer Ziegelei im Jahre 1856 auf der Rollhofer Höhe durch Lorenz Wolf bahnte sich ein Strukturwandel in unserem Ort an. Nachdem im Jahre 1869 durch König Ludwig Il. auf Ansuchen von ebengenanntem Lorenz Wolf zusagte, "dass die Rollhofer Höhe fortan den Namen Wolfshöhe führe", errichtete dieser noch eine Brauerei. Diese ging aber schon im Jahre 1882 in den Besitz der Familie Weber über.

Durch die somit entstandenen Arbeitsplätze und nicht zuletzt durch den Bau der Bahnlinie nach Simmelsdorf (1895) wurden zahlreiche Arbeitskräfte von auswärts angezogen. Die Wolfshöher Tonwerke errichteten dazu noch ein zweites Werk mit direktem Bahnanschluß und die Bevölkerung verdoppelte sich somit bis zur Jahrhundertwende. Dieses Wachstum wurde aber durch die beiden Weltkriege und ihre verheerenden Auswirkungen gewaltsam unterbrochen. Durch die Aufnahme von ca. 180 Evakuierten und Vertriebenen stieg in den Jahren nach 1945 die Bevölkerung auf 620 Personen, so dass schließlich im Jahr 1952 ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging und Rollhofen ein eigenes Schulhaus einweihen durfte.

Als dann in den 60-iger Jahren das Baugebiet in der sogenannten Siedlung Richtung Kersbach erschlossen wurde, konnten erfreulicherweise ca. 30 Wohnhäuser errichtet werden. Die Struktur des Ortsbildes aber wurde grundlegend verändert. Rollhofen war nun eine Gemeinde mit etwa 900 Einwohnern geworden.

Die nächsten einschneidenden Veränderungen unseres Ortes brachten die Gebietsreform und die Schulreform in den 70er Jahren. So bildet Rollhofen zusammen mit den Orten Speikern und Kersbach seit dem 1. Mai 1972 die Großgemeinde Neunkirchen am Sand.

Die Schulkinder mussten nach einer kurzen Übergangszeit wieder nach Neunkirchen, die Klassen 7 - 9 sogar nach Lauf zur Schule gehen. Damit schien das mit Stolz geweihte Schulhaus nach einem knappen Vierteljahrhundert bereits ausgedient zu haben. Die Errichtung eines gemeindlichen Kindergartens im Jahr 1972 ließ aber dennoch das Leben in unserem "alten" Schulhaus weiter gedeihen.
Und als sich die Gemeinde Neunkirchen im Jahre 1987 entschloß, das Schulhaus zu einem modernen Kindergarten mit Gemeindezentrum auszubauen, entstand ein harmonisches bauliches Ensemble, das unser Gemeindeleben sicher neu befruchten wird.
Die Umgestaltung der Kreuzung von Mühlen - und Brückenstraße bracht Rollhofen 1995 als ersten Ort im Landkreis einen Kreisverkehr.
So ist Rollhofen inzwischen ein fester und treuer Bestandteil der Großgemeinde Neunkirchen am Sand geworden, wird aber seinen Eigencharakter auch in Zukunft nicht verlieren.

Text von Hartwig Rochholz für die Freiwillige Feuerwehr Rollhofen 1988/89
Umsetzung von Frank März 1997
Copyright by Freiwillige Feuerwehr Rollhofen e.V.

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